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1. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 20

1877 - Oldenburg : Stalling
20 - dazu schien der rechte Zeitpunkt ebensowohl gekommen zu sein, wie zur Niederhaltung der nationalen Bewegung in Deutsch-land. Kotzebue's Ermordung durch Sand gab dem Fürsten Met-ternich Gelegenheit, dem König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen fortwhrend das Schreckbild einer deutschen Revo-lution vor Augen zu halten und diesen Monarchen mit der Besorgni vor einer im Stillen schleichenden Macht des re-Volutionren Geistes zu erfllen. Von Ertheilung einer Verfassung in Preußen war nun feine Rede mehr; der König behielt zwar Wilhelm von Humboldt und Boien, der am Ver-fafsungswerke gearbeitet, unter seinen Rthen, wollte aber erst ruhigere Zeiten abwarten, und Hardenberg, der frher Stein's patriotische und liberale Politik befolgt, schlug sich jetzt eben so leicht auf die andere Seite. Der König gab sich nun unbedingt den Ideen Metternichs hin, und Preußen schlo sich allen politischen Maregeln Oestrichs an. Da in dem erstarrten streichischen Kaiserstaat Niemand zu be-lstigen war, so gewann Metternich, indem er bei der Ver-folgung der Demagogen" Preußen in den Vordergrund schob, noch den besonderen Vortheil, die ffentliche Meinung gegen diesen Staat, auf dem bis dahin die deutschen Hoffnungen beruht, zu verbittern und fein politisches Ansehen zu schwchen. Nun wurden im Jahre 1819 die preuischen Turnpltze geschlossen, ihr Grnder, Jahn, verhaftet, ebenso andere Pro-fefforert, wie auch Studirende, und ihre Papiere mit Beschlag belegt. In Berlin wrbe gegen die bemagogischen Umtriebe", wie man sich ausbrckte, eine Untersuchungs-Cornrnission ein-gesetzt, an beren Spitze der Minister des kniglichen Hauses, Fürst Wittgenstein, und Geheimrath Kamptz stauben, der jetzt ein eifriger Verfolger feiner politischen Gegner wrbe. Doch Metternich ging noch weiter. Am 6. August 1819 wrbe unter seinem Vorfitze ein Minister-Congre in Karlsbab erffnet, *) beffen Beschlsse auf folgenbe brei Punkte hinaus- *) Das Protokoll fhrte der gewandte und talentvolle, aber genuschtige und frivole Hofrath von Gentz, der der des eigenen Systems Unbaltbarteit die berchtigten Worte aussprach: Mich und den Metternich hlt es noch aus!" wie denn auch Metternich selbst geuert haben soll: Apres nous le deluge!"

2. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 24

1877 - Oldenburg : Stalling
24 König!'' mit freudigem Jubel begrte. *) Die Steuerfreiheit des Adels und der Geistlichkeit wurde wieder hergestellt, die Inquisition und Folter wieder eingefhrt, die Jesuiten wurden zurckberufen und den Klstern ihre frheren Gerechtsame und Besitzungen zurckgegeben. Zwar hatte der König das Versprechen ertheilt, die alten Cortes zu berufen und eine freisinnige Verfassung zu gehen, aber ohne sich an dieses Ver-sprechen zu binden, lie er jetzt eine scheuliche Verfolgung der Liberalen durch das ganze Land ergehen, vor der Nichts als servile Gesinnung schtzen konnte. Die Anhnger der Cortes-Verfassung, die Josephinos, d. h. diejenigen, welche zur Zeit der Franzosenherrschaft Aemter bekleidet, sogar die Freiheits-* Ampfer, die einst, wie die Generale D'dortnojit, Alava, Salvo di Rosa, fr Ferdinand Vii. gefochten hatten, ganz besonders aber die Freimaurer, muten in den scheulichen Kerkern der Inquisition schmachten Bis zum Juli 1814 zhlte man schon 50,000 Verhaftete. Bei den Untersuchungen wandte man die rgsten Folterqualen an, um von den Po-litisch Verdchtigen Gestndnisse zu erpressen, und Hinrichtungen durch Beil, Strang, Pulver und Blei waren so hufig, da die Henker erlahmten und man zu massenhaften Abschlachtungen schritt. Auf diese Weise wuten der König und seine Um-gebung, die von den Gegnern Camarilla genannt wurde, und zum Theil aus Mnnern der niedrigsten Herkunft und der geringsten Bildung bestand, ihre Rache zu befriedigen. Tausende verlieen ihr Vaterland, um in England oder Frankreich Schutz zu suchen. Die Finanzen geriethen in heillose Ver-wirrung, die Flotte lag abgetakelt und unbrauchbar in den Hfen, das Heer war ohne Sold, und barfige und zer-lumpte Offiziere bettelten oft verschmt die Vorbergehenden um Almosen an. Landbau und Gewerbe sanken immer mehr, und Ruberbanden trieben frech ihr Wesen. Die Mistim-mung im Heere war allgemein, und Ferdinand suchte sie da-durch zu dmpfen, da er die unruhigsten Regimenter nach Amerika bersetzen lie, dessen abgefallene Colonien er wieder *) der König zu einem feiner Begleiter sagte: Siehst du, wie das Volk mir zujauchzt? wie die Taschentcher aus allen Fenstern flattern?" gab dieser die feine Antwort: Ja, aber wenige von Batist."

3. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 25

1877 - Oldenburg : Stalling
25 unterwerfen wollte, in der Absicht, da die Soldaten ent-weder an den auf den Schiffen herrschenden Fiebern oder im Kampfe gegen die Freiheitsvertheidiger umkommen sollten. Im Jahr 1819 sollte ein Heer von Cadix nach Amerika abgehen. Die Abreise verzgerte sich von Tag zu Tag: da erhob am 1. Januar 1820 der Obrist Rafael Riego die Fahne der Emprung und rief.unter dem Jubel seiner Sol-baten die Verfassung von 1812 aus. *) Der Obrist Quiroga, der ein Jahr vorher bei einem Aufstube gefangen, aber seiner Haft entflohen war, stie mit seinem Regiments zu ihm, an-bere Regimenter folgten und die meisten Städte erklrten sich fr die Verfassung, aber die Besetzung der Stadt Cadix scheiterte an der Entschlossenheit des kniglichen Befehlshabers. * Whrend sich Riego in die Schluchten der Sierra Morena werfen mute, hatte seine Erhebung ganz Spanien durchzuckt; General Mina kam aus Frankreich nach Navarra zurck, in Catalonien und Aragonien erhob sich der Aufstand, und der bisher zweideutige Graf Abisbal vereinigte sich in Ocanna (bei Aranjuez) mit seinem Bruder O'donnel, gewann dessen Regiment nebst anderen, und ertheilte sich den Titel eines Oberbefehlshabers des Nationalheeres. Unter solchen Umstnden sah sich Ferdinand durch eine in Madrid ausgebrochene Emprung genthigt, am 7. Mrz die Cortes-Verfafsung anzunehmen. Der Volkswuth fielen nur wenige Opfer; der Wtherich Elio wurde in Valencia erdrosselt. An die Stelle der frheren traten liberale Mi-nister; der König beschwor die Verfassung; die Gefangenen wurden entlassen, Prefreiheit eingefhrt, Inquisition und Folter abgeschafft, die Jesuiten verwiesen, die Klster auf-gehoben und Adel und Geistlichkeit von neuem besteuert. Wenn auch anfangs im ganzen Lande Jubel der die Wiederherstellung der Verfassung herrschte, so war doch keines-Wegs eine dauernde Ruhe eingekehrt. Die Aufhebung der Klster und Einziehung der Kirchengter, sowie die Verbannung *) In die Zeit von 1814 bis 1819 fallen berhaupt neun Er-bebuugsversuche, die aber leicht und meist mit blutiger Strenge unterdrckt wurden So wurde Obrist Bidal durch Elio mit zwlf seiner Mitvcr-schworenen hingerichtet (1818), General Lacy war aus gleichem Grunde 1817 erschossen.

4. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 39

1877 - Oldenburg : Stalling
39 den Sicilianern im Jahr 1812 unter englischem Einflu verliehene freisinnige Verfassung auf, und fhrte die unumschrnkte Regierungsgewalt wieder ein. Von den franzsischen Einrichtungen wurden die, welche Gesittung und Fortschritt htten frdern knnen, beseitigt, diejenigen aber, welche, wie das Steuerwesen, der Regierung vermehrte Machtquellen zu-fhrten, sorgfltig belassen, und das ganze Unterrichtswesen den Jesuiten berwiesen. In demselben Mae, wie aller Fortschritt hierdurch niedergehalten ward, blhte das Ruber-Wesen auf, so da die Regierung mit einzelnen Huptlingen frmliche Vertrge abschlieen mute, um die Ruber durch ihre Anfhrer auszurotten. Im Kirchenstaate schaffte Papst Pius Vii. nach seiner Rckkehr (1814) Alles ab, was an die Franzosenherrschaft erinnern konnte; das alte System trat wieder in Kraft, und mit ihm eine Reihe verjhrter Mibrauche. Die Inquisition und der Jesuitenorden kehrten zurck und eine Unzahl von Klstern tauchte auf; alle hheren Stellen in der Verwaltung und Rechtspflege kamen in die Hnde der Prlaten; das Bettel- und Ruberwesen gedieh auch hier zur Blthe. In Toskana stellte der Groherzog Ferdinand Iii. die frheren Einrichtungen zwar wieder her, aber der Geist der Bildung, Milde und Gerechtigkeit, der einst seinen Vater Leopold beseelt hatte, war auch auf den Sohn bergegangen. Die Unterthanen hatten keine Ursache zur Unzufriedenheit und schlssen sich deshalb spter, als andere italienische Staaten, den Bestrebungen fr eine nationale und politische Wiedergeburt Italiens an. Wahrend Parma, wo Napoleons hinterlassen: Gemahlin die Erzherzogin Maria Louise, regierte, sich, wenn auch keiner liberalen, doch einer milden Verwaltung erfreute, schien es sich der Herzog von Modena zur Aufgabe gemacht zu haben, sein Volk durch despotische Hrte zu erbittern. Victor Emanuel, der auf feiner Insel Sardinien die acht Jahre franzsischer Herrschaft vertrumt hatte, verfolgte na* seiner Rckkehr (1814) alle franzsischen Einrichtungen mit dem unsinnigsten und wildesten Haffe, lie aber den hheren Steuerfu bestehen. Die Vorrechte der Geistlichkeit und des Adels wurden wieder hergestellt, die Bisthmer von acht auf

5. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 49

1877 - Oldenburg : Stalling
- 49 V. Griechenlands Erbebung und Wiedergeburt. Nuland und die Trkei. Durch die Eroberung Konstantinopels (1453) hatte das bildungsfeindliche Volk der Osmanen den Sdosten Europas in Besitz genommen und sich in die Reihe der europischen Staaten eingezwngt. Aber die beiden Volkselemente, Er-oberer und Besiegte, waren niemals zu einem eigentlichen Staate verschmolzen: sie blieben getrennt durch Religion, Sprache, Sitte und Charakter; Barbarei und Despotismus aus der einen Seite, Freiheitsdrang und Bildungstrieb auf der anderen muten sich gegenseitig abstoen. Mehr als viertehalb Jahrhunderte seufzten die Griechen, die, wenn auch mit Elementen slavischer Stmme vermischt, doch zum Theil als unmittelbare Nachkommen der Hellenen zu betrachten sind, unter trkischem Joche. Alles Rechtsschutzes beraubt, sahen sie Frauen und Tchter, Hab' und Gut der rohen Gewalt preisgegeben, ohne da das Freiheitsstreben in ihnen erloschen wre. Die Geschichte erwhnt mancher Befreiungsversuche des unglcklichen Volkes, das, oft ein Opfer tuschender Ver-sprechungen und trgerischer Hlfe, seine Erhebungen stets unter schrecklichen Folgen scheitern sah, den Blick bald nach dem glaubensverwandten Rußland, bald nach dem in ver-jngter Kraft erstehenden Frankreich und seinem jugendlichen Helden Bonaparte gerichtet. Im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts fate der Kaufmann Rhigas, aus Pher in Thessalien gebrtig und in Bukarest ansssig, ein Freund der abendlndischen Literatur, den khnen Gedanken, sein unterdrcktes Vaterland vom trkischen Joche zu befreien. Seine Hoffnungen waren dabei auf Bonaparte gerichtet, in dem damals noch viele Zeitgenossen den Vorkmpfer der Freiheit erblickten. Rhigas begab sich nach Wien, um die dort wohnenden Griechen fr seinen Plan zu gewinnen, von da nach Trieft, um mit Bona-parte persnlich zu unterhandeln. Aber ein feiger Freund verrieth ihn der streichischen Regierung, die in Rhigas nur einen unruhigen Kopf" sah und ihn seinem rechtmigen Herrn", dem Sultan, auslieferte. In Belgrad erlitt Rhigas eine entsetzliche Todesstrafe: er wurde zwischen zwei Brettern Stacke, neueste Geschichte 3. Aufl. 4

6. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 132

1877 - Oldenburg : Stalling
tinez de la Rosa schon im Juni 1835 dem Grafen Toreno weichen mute. So waren die Christinos im eigenen Lager gespalten, indem die extremere Partei, die Exaltados (Ueber5 spannten) oder Progressisten (Fortschrittsmnner) die fast re-publikanische Verfassung von 1812 verlangten, die Moderados oder Gemigten aber eine Constitution nach dem Muster der franzsischen Charte Ludwig Philipps im Auge hatten. Christine mute sich natrlich mehr zu den letzteren hingezogen fhlen, und die Westmchte, Portugal, England und Frank-reich, hatten schon am 22. April 1834 eine Quadrupelallianz geschlossen, deren Zweck war, den constitutionellen Thron Jsabella's in Spanien, und Maria da Gloria's in Portugal aufrecht zu erhalten. So war aus dem Thronfolgestreit ein Principienkampf und Brgerkrieg geworden, der von beiden Seiten mit ma-loser Leidenschaft und furchtbarer Grausamkeit gefhrt wurde. Die Anwesenheit Don Karlos, der seinen Hof in der kleinen Stadt Dnate in Guipuzcoa hielt, erhhte den Eifer der Bas-ken. Ihr General Zumalacarregui entwickelte eine solche Th-tigkeit und solches Kriegsgeschick, da die Christinos trotz ihrer Ueberlegenheit Nichts ausrichteten, und einer ihrer Generale nach dem andern, Sarssield, Quesada, Valdez, sogar Mina, in ihren Unternehmungen scheiterten. Bei der Belagerung von Bilbao fiel der rastlose Zumalacarregui (14. Juni 1835), und sein Tod war ein unersetzlicher Verlust fr die Karlisten. Indessen milangen auch jetzt noch alle Anstrengungen der christinischen Generale, und der rastlose Cabrera, einer der gewandtesten Karlistischen Guerillafhrer, durchbrach mehrmals die entgegenstehenden feindlichen Linien und zog plndernd und brandschatzend umher. Unter seiner Fhrung nahm der Krieg einen so unmenschlichen Charakter an, da nicht nur die Gefangenen regelmig niedergemacht wurden, sondern dasselbe auch an bejahrten Frauen und unmndigen Knaben geschah. Cabrera's Grausamkeit hatte ihren Grund darin, da die Christinos seine zweiundsiebzigjhrige Mutter hatten er-schieen lassen. Da die Karlisten vor Allem danach trach-teten, eine bedeutendere Stadt in ihre Gewalt zu bekommen, so unternahmen sie wiederum die Belagerung Bilbao's, stieen aber hier zum ersten Mal auf erfolgreichen Widerstand. Der

7. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 143

1877 - Oldenburg : Stalling
143 der sich die Aufhebung der legislativen Union Irlands mit England und die Wiederherstellung eines eigenen irischen Parlamentes zur Aufgabe stellte. Bald war die ganze Insel mit einem Netze von Repeal-Vereinen bedeckt, welche die Ver-einigung mit England aufzulsen (repeal, widerrufen) suchten. Das Ministerium erklrte zwar die Bewegung fr aufrhre-rifch und lie sogar O'connell und einige seiner Anhnger verhaften. Sie wurden aber bald wieder frei, und O'connell setzte nun seine Bestrebungen mit um so grerem Eifer fort; die Masse des Volks vereinigte sich zu Riesenversammlungen (Monster-meetings) von mehr als 100,000 Menschen; dabei aber mahnte O'connell stets zum Frieden und warnte vor Aufruhr und Gewaltthat. Dennoch war er nicht mehr Herr der Bewegung. In Irland nahmen Unordnung und Gewalt-thtigkeit berhand, und die Bevlkerung weigerte sich, der englischen Kirche den Zehnten zu entrichten. Ein Gewinn fr Irland war die Auflsung des Bundes der Oranienmnner, an deren Spitze des Knigs Bruder, der Herzog von Cumber-land, stand, die in ihrem strflichen Uebermuthe so weit gingen, da sie in absichtlich hervorgerufenen Streitigkeiten alljhrlich das Blut ihrer katholischen Mitbrger vergossen. Da man ihnen sogar hochverrterische Absichten Schuld gab, indem sie nach dem Tode Wilhelms Iv. ihrem Oberhaupte die Thronfolge verschaffen wollten, so sah sich der Herzog selbst genthigt, die Auflsung des Bundes zu bewirken. Am 20. Juni 1837 starb Wilhelm Iv. Es folgte ihm seine achtzehnjhrige Nichte Victoria, die Tochter seines ver-storbenen Bruders, des Herzogs von Kent. Sie vermhlte sich am 10. Februar 1840 mit ihrem Vetter, dem Prinzen Albert von Koburg, einem durch Talent, feine Bildung und Charakter ausgezeichneten Fürsten.*) Die neue Knigin, mit liberalen Grundstzen vertraut, nherte sich der Partei der Whigs, und im Jahr 1838 setzte das aus ihnen gebildete Ministerium Melbourne zu Gunsten der Jrlnder die Zehnt- *) Er starb am 14. December 1861 zum groen Kummer ferner Gemahlin, ohne die von ihm angeregte Weltausstellung zu London (1. Mai 1862) zu erleben. Der Thronerbe, Albert Eduard, tft am 9. Nov. 1841 geboren.

8. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 168

1877 - Oldenburg : Stalling
- 168 zur Besttigung eines Ehebundes gezwungen, bei welchem ein Theil die Pflichten seiner Kirche verletzte und sich tatschlich von ihr lossagte. Die Ausfhrung der Cabinetsordre erregte daher groe Unzufriedenheit. So lange indessen der damalige Erzbischof von Kln, Graf Spiegel zum Desenberg lebte, der einer freieren Ansicht huldigte, blieb Alles ruhig. Papst Pius Viii. erlie der diese Angelegenheit ein Breve, welches als ein Zugestndni angesehen wurde, aber eine doppelte Auslegung zulie. So kam zwischen der preuischen Regierung und den rheinisch-westflischen Bischfen eine Uebereinkunft zu Stande (19. Juni 1834), in welcher letztere versprachen, sich in Bezug auf die gemischten Ehen den Staatszesetzen fgen zu wollen. Als aber im Jahr 1835 Graf Spiegel zum Desenberg starb, wurde der bisherige Weihbischof von Mn-ster, Baron Droste von Vischering, sein Nachfolger auf dem erzbischflichen Stuhle zu Kln, ein Mann von geringer Befhigung, aber ein entschiedener Anhnger seiner Kirche. *) Er hatte die Uebereinkunft vom 19. Juni 1834 angenommen und eine Zeit lang befolgt, als pltzlich der rmische Stuhl die Einsegnung jeder gemischten Ehe ohne vorheriges Ver-sprechen der katholischen Kindererziehung entschieden verbot. Droste von Vischering glaubte sich dem Willen des Papstes unterwerfen zu mssen. Eine Vereinbarung der protestanti-scheu Staatsgewalt mit den Tendenzen der Hierarchie schien unmglich. Nach fruchtlosen Unterhandlungen wurde er auf kniglichen Befehl am 20. November 1837 verhaftet und als Staatsgefangener nach der Festung Minden abgefhrt. Dasselbe Schicksal traf in der Folge aus gleichem Grunde auch Martin von Dunin, Erzbischof von Posen und Gnesen, der am 6. October 1839 auf die Festung Kolberg abgefhrt wurde. Dieses Verfahren brachte allenthalben ein der preuischen Regierung nachtheiliges Aufsehen hervor. Der Papst legte gegen die dem Erzbischof von Kln widerfahrene Behandlung *) Um dieselbe Zeit wurden die Schriften des verstorbenen Pro-fessors Hermes, der, ohne der katholischen Glaubenslehre entgegen zu treten, diese mit der Vernunft in Uebereinstimmung zu bringen suchte, vom Papste verboten.

9. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 117

1877 - Oldenburg : Stalling
117 Unterdrckung ein, die sich immer mehr steigerte und im Vergleich mit welcher die trkische Herrschaft der die Griechen noch fr milb gelten mute. Diejenigen Mitglieber des Reichstages, die fr die Thronentsetzung des Hauses Romanow ge-stimmt hatten, wrben im Betretungsfalle nach Sibirien geschickt, gegen die Generale eine Untersuchung eingeleitet. *) Die Gter der Ausgewanberten wrben eingezogen, was bei Czar-toryski allein an 30 Millionen polnischer Gulden betrug. Die Entflohenen und Gechteten, beren man an 4000 rechnete, wanbten sich unter allgemeiner Theilnahme der Völker an ihrem Geschicke bet Deutschland nach der Schweiz, nach Frankreich und England, um in der Verbannung, das Brob der Trbsal essenb, gnstigerer Zeiten zu harren. Noch grer war das Unglck, das der das Land als solches verhngt wrbe. Alle Klassen des Volkes wrben einer unerhrten Militr- und Polizeityrannei unterworfen. Das ganze Land wrbe entwaffnet und den Bauern alle schneibenben Werkzeuge mit Ausnahme der zum Ackerbau nothwenbigen, abgenommen. Verheimlichung von Waffen warb mit dem Tode bestraft. Die russischen Behrben wetteiferten in Grausamkeit, Habsucht und Treulosigkeit in der Behanblung der Unterworfenen. Die Constitution von 1815 wrbe aufgehoben, bagegen das Land zu einer russischen Provinz mit gesonberter Verwaltung gemacht, in >eren einzelnen Palatinaten durch ein sogenanntes organisches Statut berathende Versammlungen eingesetzt wrben, die ohne alle Bebeutung waren. Paskewitsch, der fr die glckliche Beenbigung bieses Krieges den Titel: Fürst von Warschau erhalten, wrbe als Statthalter an die Spitze der Militr - und Civilgewalt gestellt. Die Polen bilbeten kein ; selbststnbiges Heer mehr, sonbern wrben den russischen Re-! gimentern einverleibt und in die entferntesten Gegenben, be-I sonbers nach dem Kaukasus, geschickt. Die Universitten zu Warschau und Wilna wrben geschlossen, die Schulen auf russischen Fu eingerichtet und russische Sprache und Geschichte .zu den wichtigsten Lehrgegenstnben erhoben. 25er Hebung der .katholischen Religion suchte man die grten Hinbernisse ent- *) Der elende Krukowiecki wurde in eine Heine Stadt im Innern ^'Rulands verwiesen, wo er mit Verachtung beladen endete.

10. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 188

1877 - Oldenburg : Stalling
188 sich von Tag zu Tag, einerseits gereizt durch die vielen gegen ihre Preorgane und ihre Hupter verhngten Verfolgungen, andrerseits ermuthigt durch die fast regelmig freisprechenden Urtheile der Geschworenen. Vor die Schranken der Kammer selbst gefordert, hielten die Redacteure der Linken, Godefroy Cavaignac und Armand Marrast, ihren Ausdruck, da die Kammer eine feile Krperschaft" sei, in der verwegensten Sprache aufrecht; sie bewiesen, da bei den Brsenspeculatio-nen diejenigen Abgeordneten begnstigt seien, welche durch ihre Verbindung mit der Regierung einen Tag frher als Andere von den Conjuncturen unterrichtet feien; sie erinnerten an die ungeheure fr geheime Ausgaben bestimmte Summe, an die Ausgangszlle und Einfuhrprmien, welche ausfchlie-lieh den groen Hufern und der privilegirten Klaffe der Whler zu Gute kmen. Die Kraft der republikanischen Partei concentrirte sich in dem neu gegrndeten Verein der Menschenrechte, der das alte Napoleonische Gesetz umging und in Sectionen von weniger als 20 Mitgliedern zerfiel, deren Zahl in Paris bis zur Mitte des Jahres 1833 auf 163 anwuchs. Unter den Huptern befanden sich Generale (Lafayette), Ad-vokaten, Abgeordnete, Journalisten; man bte sich in den Waffen und eine gemeinsame Kaffe ward gebildet. Der Verein breitete sich der ganz Frankreich aus und fhrte in der Presse eine eben so verfhrerische als aufreizende Sprache. Unter 32' , Millionen Einwohnern," hie es, zhlt Frankreich 500,000 schwelgende Miggnger, eine Million glcklicher Sclaven, 31 Millionen Heloten, Parias, groe Seelen, die bei der Geburt allen Qualen des Krpers und Geistes ge-weiht sind. Das Knigthum kann das Glck und die Leiden nur von einer Stelle an die andere setzen, die Republik allein vermag deren Quelle auszutrocknen, jedem Einzelnen seinen Antheil an Genu und Glck zu geben. Die Republik allein kann eine Regierung führen, die keinen groen Aufwand fordert; sie wird nur Brger zu Soldaten haben. Geringe Steuern; der Arbeiter wird seinen Lohn mit dem Unternehmer festsetzen; der Fiscus wird dem Proletarier nicht mehr jedes Stck Brod und jedes Glas rothgefrbtes Waffer zuzhlen." In einer solchen Sprache buhlten Männer, wie Lafayette, Cavaignac, Garnier-Pages um die Gunst der groen Masse,
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